Wintersportler:innen aus Südbaden hoffen in Peking uf Olympisches Edelmetall

03.02.2022

Freiburg. Die letzten Weltcups vor dem Saisonhöhepunkt sind seit dem Wochenende Geschichte, die Würfel über die Nominierung längst gefallen. Am Freitag, 4. Februar beginnen in Peking die 24. Olympischen Winterspiele. Am Montag hob ein Großteil der deutschen Olympiamannschaft vom Flughafen Frankfurt/Main in Richtung China ab. Vom Nationalen Spitzenverband (DOSB) wurden 149 Athleten aus 15 Sportarten nominiert. Mit dabei auch acht Wintersportler aus dem Gebiet des Skiverbandes Schwarzwald (SVS), Einige davon mit guten Medaillenchancen. „Unsere Hoffnung auf Schwarzwälder Olympiastarter ist voll aufgegangen, bis auf den kleinen Wermutstropfen, dass wir durch die Nicht-Nominierung von Manuel Faißt (SV Baiersbronn) und Fabian Rießle (SZ Breitnau) erstmals seit langer Zeit in der Nordischen Kombination nicht vertreten sind“, erklärte Manfred Kuner (Triberg). Disziplinübergreifend räumt der Verbandspräsident den Olympia-Startern aus der Region „Chancen auf fünf bis sechs Medaillen ein“.

 

Und wer hat die besten Karten auf Olympisches Edelmetall? Eine Kandidatin ist Daniela Maier. Für die 25-jährige Ski-Crosserin ist es der erste Start bei einem Großereignis. Zahlreiche Verletzungen verhinderten in der Vergangenheit immer wieder einen Start bei Weltmeisterschaften oder auch Olympia. Eindrucksvoll meldete sich die Furtwangerin, die für den Skiclub Urach startet, im Olympia-Winter zurück. „Meine Verletzung ist nun ziemlich genau ein Jahr her. Da habe ich am 10. Januar erst einmal auf das tolle Kreuzband angestoßen, es ist fest und stabil, ich habe keine Sorgen um das Knie, kann meinem Körper voll und ganz vertrauen“, gerät die Bundespolizistin ins Schwärmen.

Im kanadischen Nakiska stürmte die sympathische Schwarzwälderin als Dritte auf das Podest – die Olympianorm geschafft. Bei den vorolympischen Wettkämpfen in Peking und zuletzt in Idre Fjäll/Schweden fuhr Daniela Maier außerdem auf die Ränge sechs und acht. Ein gutes Omen? „Eine Medaille ist in Reichweite, es braucht aber neben dem Können auch Glück“, so die Einschätzung Vater Thomas Maier.

„Eine Medaille in Reichweite, das weiß ich nicht. Wie in allen Sportarten muss man erst den Wettkampf bestreiten. Ich bin erst einmal glücklich, dass ich die Nominierung für Olympia geschafft habe und mit nach Peking fliegen darf, freue mich dass ich Deutschland, die Bundespolizei und meinen Verein bei den Olympischen Spielen repräsentieren darf“, ergänzt die Ski-Crosserin.

Die Vorfreude auf die Olympischen Spiele ist riesig. „Ich fühle mich unheimlich geehrt und freue mich, dass ich mir diesen Traum erfüllen kann“, ergänzt Maier. Und das Thema „Corona“ sitzt natürlich auch bei der Wintersportlerin im Hinterkopf, „deshalb bin ich sehr vorsichtig und hoffe, dass ich mich nicht noch infiziere und der Traum platzt“.  Die Rennen auf der Olympiastrecke im Secret Garden werden die Eltern und viele Fans des SC Urach natürlich live vor dem heimischen TV-Gerät mitverfolgen und kräftig die Daumen drücken.

Das größte Kontingent aus dem Verbandsgebiet stellt das Team der Snowboard-Crosser. Für Paul Berg ist es nach Sotchi 2014 und PyeongChang  2018 die dritte Olympia-Teilnahme. Gelingt ihm ein ähnlich cooler Ritt wie am Wochenende in Cortina d´Ampezzo, dürfen dem 30-jährigen vom SC Konstanz an einem guten Tag auch reelle Chancen auf einen Podestplatz eingeräumt werden.

Als Senkrechtstarter schaffte überraschend auch Umito Kirchwehm die Olympianorm durch einen dritten Platz beim Weltcup im vergangenen Dezember im Montafon. Die Medaillenchancen für den Snowboard-Crosser in Peking sind nicht unbedingt groß, aber für den 21-jährigen vom Skiclub Altglashütten ist jedenfalls der Traum vom Olympischen Gedanken, „dabei sein ist alles“, in Erfüllung gegangen.

Die Diagnose für Jana Fischer an jedem 19. November im Vorjahr war niederschmetternd. Schultereckgelenkssprengung rechts, zwölf Wochen Pause, der Traum von Olympia ade. Aber die 22-jährige Snowboardcross-Athletin hat sich schneller zurückgekämpft, als erwartet. Nicht einmal drei Monate später steht die für den SC Löffingen startende Snowboarderin aus Bräunlingen wieder auf der Piste. Und beim jüngsten Weltcup-Wochenende vor den Winterspielen rechtfertigte die inzwischen in Fischen/Allgäu lebende Schwarzwälderin mit Rang sechs ihre Olympia-Nominierung und hat nun die Möglichkeit im Einzel- und Team-Event von Peking um olympisches Edelmetall mitzufahren.

Apropos Medaillen: Während die Lauterbacherin Janina Hettich (SC Schönwald) den Sprung über den großen Teich verpasst hat, aber wenigstens bei der Biathlon-EM am Arbeier dreimal Edelmetall abräumte, dürfen den Schwarzwälder Biathleten Benedikt Doll (SZ Breitnau) und Roman Rees (SV Schauinsland) gute Medaillenchancen eingeräumt werden. Bei perfekten Rahmenbedingungen mit gutem Wetter und dem gewohnt leckeren Südtiroler Essen im Trainingslager in Antholz haben sich die DSV-Olympioniken auf den Saisonhöhepunkt vorbereitet.

Mit einem zweiten Rang beim Sprint von Ruhpolding sowie dem Überraschungs-Coup beim Massenstart-Rennen von Antholz meldete sich der Sprint-Weltmeister von 2017 in Hochfilzen, Benedikt Doll eindrucksvoll in der Weltspitze zurück. Der Schlüssel für Olympisches Edelmetall liegt beim 31-jährigen zweifelsohne am Schießstand.

Noch ist unklar, welche Rennen Doll bestreitet, optimal vorbereitet will sich der Schwarzwälder jedenfalls dem Bundestrainer Mark Kirchner anbieten. „Gesunder Schlaf ist ganz wichtig, deshalb nehme ich auch mein eigenes Kopfkissen mit“, verrät der 31-jährige aus Kirchzarten kurz vor der Abreise. Und während seines China-Aufenthalts wollen sich Doll & Co. weder durch Corona, noch die politischen Themen bei den Winterspielen in China beirren lassen. „Ich will Medaillen gewinnen, stelle den Sport in den Mittelpunkt. Alles andere hätte man bei der Vergabe vor acht Jahren anders entscheiden müssen“, so Doll weiter.

Während Team-Kollege Roman Rees in PyeongChang 2018 ohne Einsatz blieb und sich „wie das fünfte Rad am Wagen vorkam“, gilt der Schwarzwälder Winter-Zweikämpfer diesmal in der Staffel als gesetzt. Und dazu soll mindestens noch mindestens ein weiteres Rennen hinzu kommen, schielt der 28-jährige auch in den Einzelwettbewerben in Richtung der Medaillenränge, schließlich gelangen ihm beim Weltcup in Oberhof mit den Rängen fünf und sechs zwei Top-Ergebnisse inmitten  der Welt-Elite. Neben wärmerer Unterwäsche hat sich Rees auch noch zwei Bücher ins Reisegepäck eingesteckt, „denn schließlich sind drei Wochen in Peking eine lange Zeit“, um zwischen den Biathlon-Wettkämpfen im Olympischen Dorf auch etwas entspannen zu können.

In der Staffel ist Doll, gleiches gilt auch für Roman Rees. Läuferisch stark verbessert, überzeugt der 28-jährige mit stoischer Ruhe und einer Trefferquote von über 90 Prozent am Schießstand. Eine Staffel-Medaille, wie zuletzt WM-Silber 2019 in Östersund/Schweden ist durchaus möglich. 

Zumindest im Team-Wettkampf gilt Skispringer Stephan Leyhe als gesetzt und darf sich hier mit dem DSV-Quartett gute Chancen auf olympisches Edelmetall ausrechnen. Leyhe, der seit Jahren in Hinterzarten lebt, aber weiterhin für den SC Willingen startet, stellte seine Olympiaform zuletzt mit den Rängen acht und zehn beim Heim-Weltcup in Titisee-Neustadt unter Beweis.

Vor einer Olympia-Premiere steht Janosch Brugger. Der 24-jährige Junioren-Weltmeister von der WSG Schluchsee hat bei den Einzelrennen eine „Top Ten“-Platzierung im Visier. Diese Duftmarke sollte dann für den Lenzkircher Skating-Spezialisten auch eine Empfehlung für eine Nominierung in der DSV-Staffel der Herren über 4 x 10 Kilometer sein. (joh)

 

 

Weitere aktuelle Informationen zu den Olympischen Spielen, darunter auch die aktuellen Startzeiten der Südbadischen Starter gibt es auf der Webseite von Team Deutschland unter www.teamdeutschland.de. Die ARD-Sportschau, das ZDF-Sportstudio und Eurosport übertragen die Wettkämpfe aus Peking jeweils live. (joh)

 
 

Bild zur Meldung: Biathlet Benedikt Doll will auch aus Peking Edelmetall mit nach Hause bringen - Foto: Joachim Hahne / johapress