Luca Roth auf dem Sprung in den Weltcup

02.01.2020
Aus Garmisch-Partenkirchen Joachim Hahne


Garmisch-Partenkirchen. Die Dominatoren der 68. Vierschanzentournee heißen Ryoyu Kobayashi, Karl Geiger, Dawid Kubacki und Marius Lindvik. Aus deutscher Sicht trägt bei Halbzeit des Grand Slams der Skispringer der 26-jährige Oberstdorfer nach zweimal Rang zwei die deutschen Hoffnungen auf den Tournee-Gesamtsieg. Sein Rückstand auf den japanischen Titelverteidiger gerade einmal 6,3 Punkte – umgerechnet sind dies nur 3,5 Weitenmeter.

Zur Freude von Bundestrainer Stefan Horngacher sind auch Weltmeister Markus Eisenbichler (TSV Siegsdorf), Stephan Leyhe (SC Willingen) und der junge Constantin Schmid (WSV Oberaudorf zum ersten Saisonhöhepunkt in die Weltspitze zurückgekehrt. Apropos junge Springer. Trotz des Ausfalls der Langzeitverletzten Severin Freund (WSV Rastbüchl), David Siegel (SV Baiersbronn) und Olympiasieger Andreas Wellinger, der in Oberstdorf und Partenkirchen als TV-Experte im Rampenlicht stand, machen die „jungen Wilden“ des Deutschen Skiverbandes (DSV) auf sich aufmerksam.

Einer von Ihnen ist Luca Roth. In Albstadt geboren, stammt er wie vor Jahren Pascal Bodmer aus der Kaderschmiede des SV Meßstetten. Was einst in der „Matschhose“ auf der kleinen Heubergschanze unter den Vereinstrainern Sven Kollmannsberger und Ulrich Clesle begann, ist bei dem 19-jährigen längst zu einer großen Leidenschaft geworden, gepaart mit der Lust auf die Weitenjagd auf den Schanzen dieser Welt. Seit 2014 gehört der Strahlemann unter den deutschen Nachwuchsspringern den Nachwuchskadern des DSV an. Dekoriert mit Gold, Silber und Bronze kehrte der angehende Polizist der Bundespolizeischule Bad Endorf von der Junioren-Weltmeisterschaft aus Lahti zurück.  

Bei der aktuellen Vierschanzentournee stand Luca Roth erstmals im großen Rampenlicht. Bislang vor einer Hundertschaft an Skisprungs nur bejm zweitklassigen Continentalcup am Start, durfte der Absolvent des SKIF Furtwangen über die „nationale Gruppe“ in Oberstdorf und beim Neujahrsskispringen erstmals Weltcupluft schnuppern. „Diese Kulisse, das ist der Wahnsinn“, sprudelte es aus dem jungen Skispringer mit funkelnden Augen heraus. Die Freude über seine Nominierung war dem sympathischen Weitenjäger förmlich ins Gesicht geschrieben. In der untergehenden Sonne, die das Nebelhorn in ein feuriges Abendrot hüllte, strahlte Luca Roth nach der Qualifikation für das Auftaktspringen um die Wette. Getragen von der grandiosen Kulisse und dem Wissen um das eigene Können gewann der Skispringer von der Schwäbischen Alb nicht nur sein K.o-Duell. Nach 124 und 119,5 Metern heimste er auf Rang 27 auch die ersten Weltcup-Punkte ein. Unbeeindruckt von 26.000 Zuschauern und den unzähligen TV-Kameras hatte Roth seinen Sprung durchgezogen. Mit einem „Daumen hoch“, bestätigte der Wahl-Hinterzartener, der nur einen Steinwurf und in Sichtweite zum Adler-Skistadion wohn, sein Können und Selbstvertrauen.

Der neue Bundestrainer Stefan Horngacher bescheinigte dem hoffnungsvollen Talent „ein großes Potential“. Dieses stellte Luca Roth auch in der souveränen Qualifikation zum Neujahrsskispringen unter Beweis. Der erste Wettkampf im neuen Jahr war nach für ihn vergleichsweise schwächeren 123,5 Metern und Rang 38 schnell vorbei. "Bei den heutigen Bedingungen und dem kurzen Anlauf war es für mich als jungen Springer schwer“, bilanzierte Roth trotzdem zufrieden. Denn der Auftritt im altehrwürdigen Olympiastadion von Partenkirchen war trotzdem ein Schritt nach vorne – auch wenn es nun erst einmal wieder einen Schritt zurück geht mit Training in Oberstdorf. Danach stehen die COC-Wettbewerbe in Bischofshofen und Klingenthal auf dem Terminplan. Aber man braucht kein Prophet sein. Luca Roth kehrt in den Weltcup zurück.

 

 

Bild zur Meldung: Luca Roth durfte zufrieden sein mit dem Verlauf seiner ersten Vierschanzentournee - Foto: Joachim Hahne / johapress