Ramona Straub und der lange Weg zurück

29.01.2021

Titisee-Neustadt. Der 26. Februar 2019 ist ein denkwürdiges Datum für das Frauen-Skispringen. Es ist der Tag an dem in Seefeld/Tirol bei der Nordischen Skiweltmeisterschaft erstmals ein Team-Wettkampf ausgetragen wird. Die Geschichtsbücher im Skispringen werden neu geschrieben. In der Besetzung Juliane Seyfarth, Ramona Straub, Carina Vogt und Katharina Althaus sichert sich das Quartett von Bundestrainer Andreas Bauer die Goldmedaille. Silber und Bronze gehen an Österreich und Norwegen.

 

Ramona Straub ist in der Form ihres Lebens. Doch schon zwei Wochen nach ihrem größten sportlichen Triumph wird der sportliche Höhenflug der damals 25-jährigen Schwarzwälderin mit einem schweren Sturz bei der RAW-Tour in Oslo jäh gebremst. Kreuzbandriss, Operation, mehrmonatige Rekonvaleszenz. Im Juli desselben Jahres ereilt auch Carina Vogt das gleiche Schicksal. Die Olympiasiegerin ist aber ischon wieder im Wettkampfgeschehen zurück.

 

Inzwischen sind fast zwei Jahre verstrichen. Und es ist viel passiert. „Skispringen ist ein Auf und Ab, es ist zäh angelaufen“, blickt die ausgebildete Landschaftsgärtnerin aus dem Neustädter Stadtteil Langenordnach auf die ersten Sprünge nach der Verletzung zurück. Nach den ersten Einheiten auf der 70-Meter-Schanze in Hinterzarten ein erster Rückschlag. Das lädierte Knie zwickt. Die Devise heißt kürzer treten beim Training, auch wenn die sympathische Schwarzwälderin im Herbst letztes Jahr wieder gut in Fahrt gekommen ist.

 

Verletzungen ist Ramona Straub gewohnt, werfen diese die Skispringerin nicht so schnell aus der Bahn. Und sie hat Erfahrung, wie man damit umgehen muss, sie weiß um die notwendige Geduld. „Unter dem Strich fehlt es noch am Muskelaufbau, fehlt die Energie, auch wenn ich vor Weihnachten relativ gut gesprungen bin". Zwischenzeitlich hat die Team-Weltmeisterin rund zwei Dutzend Trainingssprünge in Oberstdorf absolviert. Es geht vorwärts.

 

Mit Blick auf den Heimweltcup in Titisee-Neustadt klingt Ramona Straub traurig, „beneide ich die Mädels, denn ich bin noch nie einen Wettkampf auf meiner Heimschanze gesprungen“. Die Großschanze in ihrer Heimatstadt wäre derzeit definitiv eine Nummer zu groß. „Gut möglich aber, dass ich mich im Kreis der Mannschaft irgendwie nützlich machen kann, sagt Straub, die die traumhaften Wintersportbedingungen in der Heimat nach dem Schnee schippen gerne auch zu einer Trainingseinheit in der Loipe nutzt.

 

Die Heim-WM in Oberstdorf hat Straub unterdessen noch nicht abgeschrieben. Mit Bundestrainer Andreas Bauer will sie den Ablauf der nächsten Tage und Woche besprechen. „Mein Auftrag lautet Sicherheit zu gewinnen, bei der Landung tue ich mir noch extrem schwer“, erklärt die Hochschwarzwälderin ihr derzeit noch größtes Problem. Bekommt sie dieses in Griff, dann ist sogar ein Start beim nächsten Weltcup in Hinzenbach/Österreich möglich. Verläuft dieser erfolgreich dann könnte für Ramona Straub sogar noch ein Platz im WM-Zug ins Allgäu frei sein. Am 26. Februar beginnt in der Allgäu-Arena von Oberstdorf für die deutschen Skispringerinnen die Mission Titelverteidigung. Träumen ist erlaubt – vielleicht auch mit Ramona Straub. (joh)

 
 

Bild zur Meldung: Die Skispringerin Ramona Straub träumt immer noch von einem WM-Start - Foto: Joachim Hahne / johapress