Ryoyu Kobayashi gewinnt Quali in Innsbruck - Markus Eisenbichler mit Problemen am Berg Isel

03.01.2019

Garmisch-Partenkirchen. Die gute Nachricht vorweg: Alle sieben deutschen Skispringer haben sich am Donnerstag für das traditionelle Bergisel-Skispringen in Innsbruck qualifiziert. Aber die klare Ansage kam einmal mehr aus Japan. Denn auch auf der Olympiaschanze dominierte Ryoyu Kobayashi das Geschehen. Mit 126,5 Metern und 162,2 Punkten gab der Sieger von Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen dem Zweitplatzierten Tschechen Roman Koudelka (124,5/123,7) das Nachsehen. Der Oberstdorfer Karl Geiger war mit 124 Metern und der Note  118,9 auf Rang sechs bester DSV-Springer. Markus Eisenbichler, Mitfavorit auf den Tournee-Gesamtsieg, hatte Probleme mit dem Absprung und kam über 116 Meter (101,5) und Rang 32 der Quali nicht hinaus. „Ich bin ein bisschen zu spät abgesprungen, weiß aber was ich zu tun habe“, gibt sich die deutsche Tourneehoffnung kämpferisch.

 

Am wettkampffreien Ruhe- und Reisetag konnten die weltbesten Skispringer am Mittwoch etwas durchatmen und relaxen. Und dies ist gut so! Vier verschiedene Schanzen, vier verschiedene Profile mit vier Wettkämpfen an neun Tagen. Das zehrt. Die traditionelle Vierschanzentournee ist alljährlich eine Herausforderung für alle Beteiligten.  Athleten, Trainer, Betreuer, Offizielle wie auch die Medienvertreter lechzen nicht selten nach dem Neujahrsskispringen nach einer kleinen Verschnaufpause. Der Weltcup-Tross ist weitergezogen, nach der Qualifikation am Donnerstag wird die Tournee mit dem Duell der Giganten in Innsbruck (Heute, Freitag, 14 Uhr live in der ARD und auf Eurosport) fortgesetzt.

 

Die spannende Frage vor dem Start der zweiten Halbserie mit den Wettkämpfen in Österreich auf der Bergisel-Schanze sowie dem Finale am Dreikönigstag auf der Paul-Außerleitner-Schanze in Bischofshofen lautet: Gelingt es dem Gesamtführenden der Tourneewertung, Ryoyu Kobayashi als drittem Springer nach Sven Hannwald (2002) und dem Polen Kamil Stoch (2018) alle vier Springen zu gewinnen? Oder avanciert tatsächlich Markus Eisenbichler zum Spielverderber für den Japaner?

 

Nur 2,3 Punkte oder umgerechnet schlappe 127 Zentimeter trennen Kobayashi und Eisenbichler. Da ist bei den beiden letzten Springen der 67. Tournee-Auflage noch vieles möglich. Der Japaner weiß um seine Favoritenrolle, wehrt jedoch die Vorschusslorbeeren mit Blick auf den Gesamtsieg ab, „die anderen springen auch sehr gut, da kann noch einiges passieren“ (Anm. d. Red.: gemeint sind Markus Eisenbichler und der Pole Dawid Kubacki).

 

Und an historischer Stätte, dem legendären Berg Isel, dort wo es anno 1809 zur großen Schlacht mit dem Südtiroler Freiheitskämpfer Andreas Hofer kam, ist auch schon mancher Springertraum geplatzt. Dies musste der spätere Weltcup-Gesamtsieger Severin Freund leidvoll erfahren, der als Tourneeführender 2015 in die Tiroler Landeshauptstadt angereist war und mit Blick auf den Friedhof von Innsbruck seine Tourneeträume abrupt begraben musste. Ähnlich verlief die Tournee vor Jahresfrist auch für Richard Freitag, der mit einem Sturz die Träume vom Tournee-Gesamtsieg in den Schnee der Olympiaschanze setzte.

 

Markus Eisenbichler ist also gewarnt. Den freien Tag hat er zum Relaxen genutzt, neue Kraft getankt. Der glühende Bayern-Fan wirkt aktuell mental sehr stark, „ich kann mich gut auf die Aufgaben konzentrieren und habe derzeit meine Sprünge samt Telemark-Landung im Griff“. Vielleicht ist die Erfahrung sogar ein Vorteil gegenüber dem erst 22-jährigen Kobayashi,  den der um fünf Jahre ältere Siegsdorfer beim Finalwettbewerb am Leideregg zu Bischofshofen in den ersten deutschen Gesamtsieg seit 17 Jahren ummünzen kann.

 

Und ganz so überraschend käme der Erfolg für den Bundespolizisten dann doch nicht. Denn Eisenbichler gewann bei der Nordischen Skiweltmeisterschaft 2017 in Lahti Gold im Mixed-Wettkampf und Bronze im Einzel auf der Normalschanze. Ein möglicher Tournee-Gesamtsieg wäre lediglich die Einlösung des eigenen Pfands vom Sommer 2017. „Es war ein sehr guter Winter, das muss ich nun bestätigen“, sagte der Hobby-Golfer damals. Inzwischen ist er endgültig aus dem Schatten von Freund, Freitag und Wellinger herausgetreten. Und die „Bestätigung der guten Trainingsleistungen“ ist daher auch für Bundestrainer Werner Schuster nicht wirklich die  große Sensation. Kobayashi und „Eisei“, wie er im Teamkreis genannt wird, werden die Pace bei den restlichen beiden Tourneespringen vorgeben. (joh)

 

Bild zur Meldung: Das Duell der Giganten: (v.l.n.r.:) Ryoyu Kobayashi ist der Favorit, trotzdem schielt Markus Eisenbichler nach dem Gold-Adler für den Gesamtsieger - Foto: Joachim Hahne / johapress