Ryoyu Kobayashi gewinnt - Markus Eisenbichler Zweiter bei Neujahrsskispringen in Garmisch-Partenkirchen

01.01.2019

Aus Garmisch-Partenkirchen Joachim Hahne

 

Garnisch-Partenkirchen. Neues Jahr, neues Glück? Nein, für die weltbesten Skispringer ging es sportlich genauso weiter, wie der letzte Wettkampf im alten Jahr in Oberstdorf geendet hatte. Denn an Ryoyu Kobayashi kommt in diesen Tagen wohl keiner vorbei. Der 22-jährige Japaner demonstrierte vor 21.000 begeisterten und enthusiastischen Skisprungfans mit 136,5 und 133 Metern sowie der Gesamtnote 266,6 Punkten auch beim Neujahrskispringen seine überragende Verfassung. Es war der sechste Einzelsieg im laufenden Weltcup für den Gesamtführenden. Da bleibt der Konkurrenz, wie Markus Eisenbichler nur das Nachsehen. Der 27-jährige sprang in Runde eins mit 138 Metern die größte Weite des Tages. Mit seinem erneuten zweiten Rang wahrte der Bayer vom TSV Siegsdorf mit 135 Metern und der Note 264,7 seine Chancen auf den Tournee-Gesamtsieg. Rang drei ging an Quali-Sieger Dawid Kubacki. Der Pole stellte nach Sprüngen auf 133,5 und 133 und der Gesamtnote 256,2 seine aufsteigende Form unter Beweis.

 

„Ich denke noch nicht an den Gesamtsieg, die anderen sind so gut, da kann noch viel passieren“, sagte Kobayashi auf die Frage nach dem Tourneesieg. Der Japaner springt derzeit in einer eigenen Liga und schickt sich bei Halbzeit der Tournee an, die Nachfolge von Vorjahressieger Kamil Stoch anzutreten.  „Er hat eine Überform“, sagte Bundestrainer Werner Schuster mit Blick auf den bisherigen Verlauf des WM-Winters. Aber der deutsche Cheftrainer zeigte sich insgesamt auch mit dem Abschneiden des DSV-Teams zufrieden, trotz dem Wissen, dass es noch einige Baustellen gibt. Voll des Lobes war er für seinen derzeitigen Vorspringer Markus Eisenbichler, dem der Bundestrainer auch für die restlichen zwei Tourneespringen noch einiges zutraut.  „Mein erster Sprung war perfekt, der zweite nicht ganz optimal. Von dem her bin ich mit dem zweiten Platz sehr zufrieden“, resümierte Zweite des Neujahrsskispringens seine eigene Leistung. Angesprochen auf den weiteren Tourneeverlauf mit Blick auf den Gesamtsieg dämpfte er die Erwartungen: „Innsbruck ist Innsbruck, eigentlich eine schöne Schanze“, erinnerte er an Sturz von Teamkollege Richard Freitag im letzten Jahr, als dieser am legendären Berg Isel nach einem Sturz alle Hoffnungen auf den Tournee-Gesamtsieg begraben musste.

 

Zweitbester DSV-Springer war Stephan Leyhe. Der Team-Olympiasieger aus Breitnau, der weiterhin für den SC Willingen startet, hatte 128 Metern nur über die Lucky Looser das Finale der besten Dreißig erreicht. Dort aber stand er wie Eisenbichler mit 135 Metern die größte Weite und katapultierte sich noch auf den siebten Rang der Tageswertung nach vorne. Nicht ganz an die Leistungen in der Qualifikation anknüpfen konnte der zweite Schwarzwälder David Siegel (SV Baiersbronn). Mit 125 und 129 Metern (236,3) reichte es aber immerhin zu Rang 17 – der in Titisee-Neustadt lebende Skispringer war damit drittbester Deutscher. Der nach seinem Sieg in Engelberg als Geheimfavorit gehandelte Karl Geiger (SC Oberstdorf) kam mit der gestiegenen Erwartungshaltung nicht zurecht und landete nur auf Platz 19.
 

Und hier begann aus DSV-Sicht auch schon die Problemzone. Nach mageren 119 Metern war der frühere Weltcup-Gesamtsieger Severin Freund bereits in Runde eins auf Rang 41 gescheitert. „Bei Severin Freund fehlt die Substanz für „Top Ten“-Plätz“, sagte Werner Schuster zu Streichung aus dem weiteren Tourneekader, „weil einfach nach gutem Comeback keine Leistungssteigerung erkennbar war. Während Freund in eine Trainingsphase muss, darf der Olympiasieger von Pyeongchang, Andreas Wellinger weiter bei der Tournee mittun. „Wir hoffen, dass er endlich die Trainingsleistungen wieder umsetzen kann“, so der Bundestrainer weiter.

 

Aber die Tournee läuft nicht nur für einige DSV-Springer enttäuschend. In der erfolgsverwöhnten Alpenrepublik rumort es bereits hinter den Kulissen,  auch wenn Chefcoach Andreas Felder in Oberstdorf durch Stefan Kraft einen Podestplatz vorweisen konnte. Auf der großen Olympiaschanze  war Daniel Huber auf Rang 15 bester ÖSV-Adler. Noch schlimmer verläuft die bisherige Saison für die Slowenen. Peter Prevc, vor vier Jahren noch strahlender Weltcup-Gesamtsieger und Gewinner der Vierschanzentournee springt derzeit der Konkurrenz um Längen hinterher – mit seinem Bruder Domen steigt ein einst gefeierter Skisprungstar vorzeitig aus der Tournee aus. Die Musik spielt derzeit im Land der aufgehenden Sonne. Und man muss kein Prophet sein, dass Ryoyu Kobayashi der große Favorit auf den Tournee-Gesamtsieg ist.

 

Bild zur Meldung: Markus Eisenbichler fliegt beim Neujahrsskispringen in Garmisch-Partenkirchen auf Rang zwei - Foto: Joachim Hahne / johapress